Anhang: Entwicklungen auf Reichsebene

Ein Vortrag in der vergangenen Woche über den Lübecker Hauptpastor Wilhelm Jannasch/St. Ägidien machte aufmerksam auf ein Dokument der BK, das mir bis dahin unbekannt war: die Denkschrift der Vorläufigen Kirchenleitung an Hitler vom 28. Mai 1936. Dieses erstaunliche Schreiben, in dem man den Geist der Theol. Erklärung von Barmen erkennen kann ("die Kirche erinnert an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten") ist von Pastor Jannasch, der als Vertreter der entschiedeneren, "dahlemitischen" Richtung der BK von der braunen KL aus Lübeck vertrieben worden war und im Berliner Büro der BK arbeitete, in der Reichskanzlei überreicht worden. Als dieses als vertraulich gekennzeichnete Papier mit seiner ungewohnt deutlichen Kritik am NS-Staat einige Wochen später von einer Schweizer Zeitung veröffentlicht wurde, wurde der Jurist der BK, Friedrich Weißler, verhaftet und im KZ Sachsenhausen ermordet. Weißler war jüdischer Herkunft.

Es war gar nicht einfach, den vollen Wortlaut der Denkschrift zu eruieren, aber Bruder Brauer/Lübeck, hochkundig im Internet-Bereich, hat geholfen, und seine Mühe hat sich gelohnt. Ich schicke Ihnen den Text gern zu, er wird Ihr Interesse finden.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Karl Ludwig Kohlwage (in einer E-Mail vom 23. Mai 2016)

P.S. Ein Brief von Propst Thomson aus dem Jahre 1941 macht die NS-Religions- und Kirchenpolitik in ihrer wahren Intention erkennbar. Propst Thomson spricht diese Intention mutig und schnörkellos an, genau wie es in dem Schreiben der BK Berlin an Hitler geschieht. (E-Mail vom 2. Juli 2016)

Die Denkschrift der VKL der DEK an Hitler vom 28. Mai 1936 ist abgedruckt bei:

Der Brief von Propst Thomson vom 10. September 1941 ist abgedruckt bei: