Renate Augustin, geb. Steffen

Renate Augustin, geb. Steffen (* 18. Januar 1940 in Hamburg), ist eine deutsche evangelisch-lutherische Gemeindehelferin, die als Pastorenfrau ihren erlernten Beruf aufgeben musste und sich stattdessen vielfältig ehrenamtlich engagierte und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde.

Leben und Wirken

Elternhaus

Renate wuchs als Tochter des Eilbeker Pastors Dr. Gregor Steffen auf, der nach Studium und Hilfspredigerzeit in Hamburg als Mitglied der Bekennenden Kirche Hamburg hatte verlassen müssen. Im Hannoverschen Otterndorf fand er eine Anstellung als Pastor und lernte dort seine spätere Ehefrau kennen. Auf Intervention von Pastor Julius Hahn kam Gregor Steffen 1938 als Nachfolger von Pastor Paul Jürß an die Versöhnungskirche in Hamburg-Eilbek.

1943 wurde die Familie in Hamburg ausgebombt, während der Vater als Soldat in Norwegen und Dänemark war. Dort hatte er die Möglichkeit seine Promotionsarbeit über Nikolai Grundtvig, den dänischen Theologen, zu schreiben. Die Mutter zog mit drei kleinen Kindern zur Großmutter nach Otterndorf. Erst 1949 konnte die Familie wieder eine kleine Wohnung in Hamburg-Barmbek beziehen. Dort nahm Renate am aktiven Gemeindeleben teil: im Kinderchor, der Jungschar, im Konfirmandenunterricht und anschließend im Jugendkreis mit Volksmission im Stadtteil der wieder aufgebauten Häuser.

Das Pastorat im Eilbektal wurde 1955 wieder aufgebaut; damit hatte die Familie wieder ihr richtiges Zuhause. Geprägt von Elternhaus und Kirchengemeinde entstand bei Renate der Wunsch, Gemeindehelferin (Gemeindepädagogin) zu werden.

Ausbildung

Angeregt durch die Verbindungen der Eilbeker Gemeinde mit der Leipziger Mission und später mit der Breklumer Missionsarbeit ging Renate Steffen 1959 in das katechetische Seminar nach Breklum und wohnte im Martineum. Die Leiterin des Seminars war Pastorin Karla Mack, und die Dozenten waren Pastoren aus der Umgebung. Renate erwarb fundamentales biblisches Wissen. Die Unterrichtsfächer beinhalteten z. B. Bibelkunde, Exegese, Kirchengeschichte, Chorleitung u.a., um später in den Gemeinden Konfirmandenunterricht, Jungschargruppen und Frauenkreise zu leiten.

Nach einem Jahr in Breklum gehörte ein sechsmonatiges Praktikum in einer Kirchengemeinde zur Ausbildung, in ihrem Fall in Rendsburg an der Christkirche. Dort lernte Renate ihren späteren Mann im Chor kennen, der als Vikar an der Missionsakademie in Hamburg studierte. Die Verlobung wurde vom Seminar ungern gesehen. Eine Gemeindehelferin sollte damals nicht verheiratet sein.

Die Ausbildung endete nach einem weiteren Jahr mit dem Examen und anschließendem Anerkennungsjahr in Hamburg-Barmbek. Am Ende dieses Jahres bekam Renate ein Zeugnis mit der Bemerkung: "Es tut uns leid, dass Fräulein Steffen jetzt heiratet. Es ist doch schade, dass ihre katechetische Begabung so nicht ausgenutzt wird." Als Pastorenfrau durfte sie nicht berufstätig sein.

Nach dem Anerkennungsjahr fand 1962 der Aussendungsgottesdienst für Renates Jahrgang in Breklum statt, und Frau Mack sagte: "In die Ehe sende ich sie nicht aus." Mit dem Aussendungsgottesdienst war auch die Übergabe des Abschlusszeugnisses verbunden. Renate bekam aber kein Zeugnis, obgleich sie die ganze Ausbildung erfolgreich bestanden hatte. Damals hat es Renate kaum etwas ausgemacht, denn sie wollte gerne Pastorenfrau werden. Ihr Vater traute Renate mit Hermann Augustin im gleichen Jahr 1962 in ihrer Heimatkirche, der Eilbeker Versöhnungskirche.

Pfarrfrau in Nordschleswig (1963-1973)

Die Gemeindearbeit in Feldstedt bei der deutschen Minderheit in Nordschleswig bedeutete Aufbauarbeit mit großen Entfernungen, Sommerlager mit Kindern und Konfirmanden und Busreisen mit Konfirmierten ins Ausland. Ein Mütterkreis traf sich regelmäßig unter Renates Leitung im Pastorat. Drei Kinder wurden im Haus geboren.

Pfarrfrau in Blankenese (1973-1981)

In Blankenese übernahm Renate die Jungschararbeit mit Freizeiten auf der Nordseeinsel Röm. Unter ihrer Leitung trafen sich wöchentlich vormittags junge Frauen und nachmittags ältere Frauen, um für den großen Basar in der Adventszeit zu arbeiten. Inzwischen war Frau Mack die Leiterin des Frauenwerkes geworden. Nach einem schweren Verkehrsunfall bat Renate Frau Mack um ihr Zeugnis, um sich gegebenenfalls als Gemeindehelferin bewerben zu können. Frau Mack tat es leid, wie es damals gelaufen war, und sorgte dafür, dass Renate doch noch ihr Zeugnis bekam. Das vierte Kind wurde in Blankenese geboren.

Propstenfrau in Ratzeburg (seit 1981)

Ab 1981, als ihr Ehemann Propst im Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg geworden und die Familie nach Ratzeburg gezogen war, kamen neue ehrenamtliche Aufgaben hinzu. Als Propstenfrau lud Renate Augustin die Pastorenfrauen aus dem Kirchenkreis zweimal im Jahr zu einem Thema ein und besuchte die Pastorate, in denen ein Kind geboren war.

Durch die Verbindung zur Breklumer Mission reiste Renate zweimal mit ihrem Mann nach Papua-Neuguinea und einmal nach Tansania. Dort wurden die Missionarsfamilien in den verschiedenen Landesteilen besucht. Sie führte Gespräche mit den Frauen der Missionare.

Schon 1981 fing Renate auf Wunsch der jüngsten Tochter mit wöchentlich zwei Jungschargruppen an. Daraus entstand die erste Kinderbibelwoche nach einem halben Jahr wöchentlicher Vorbereitung mit einigen Müttern und konfirmierten Jugendlichen. Das tägliche Programm wurde gemeinsam erarbeitet, besonders das Erzählen der biblischen Geschichte. Alle Kinder zwischen acht und zwölf Jahren aus der St. Petri-Gemeinde wurden persönlich angeschrieben. Drei Jahre hat Renate die Kinderbibelwoche geleitet.

Als im Pastorat Bauhof die Pfarrstelle vakant war, übernahm Renate für ein paar Monate den Konfirmandenunterricht.

Die vakante Stelle im Frauenwerk wurde ehrenamtlich zwei Jahre lang von Renate ausgefüllt, indem sie für die Durchführung des Weltgebetstages im Kirchenkreis sorgte. Für die Vorbereitung fuhr sie nach Hamburg und ins Müttergenesungsheim nach Büsum. Einige Monate war sie auch im Büro des Frauenwerks ansprechbar.

1985 übernahm Renate die "Ev. Frauenhilfe der Stadt Ratzeburg" von der Pastorenfrau Anna-Gunda Otte, die sie krankheitsbedingt aufgeben musste. Da gab es monatliche Zusammenkünfte mit Referenten und von Renate selbst erarbeiteten Themen. In regelmäßigen Sitzungen wurden alle Arbeitsbereiche besprochen: die Verteilung der Elternbriefe in der ganzen Stadt an Erstgeborene durch vierzehn ehrenamtliche Helferinnen, der Altenclub (später Begegnungsstätte) mit zwei wöchentlichen Treffen, viermal im Jahr kleinere Ausflüge in die Umgebung und einmal im Jahr einen Ganztagsausflug für alle Frauenhilfemitglieder.

Ab 1988 kam als neuer Arbeitszweig ein Besuchsdienst im Krankenhaus dazu. Mit großer Unterstützung der Pflegedienstleitung fingen vierzehn Frauen an, einmal wöchentlich über die Stationen zu gehen. Es gab Fortbildungen mit auswärtigen Referenten und Ärzten aus dem Haus. Der Besuchsdienst hat inzwischen das 30-jährige Bestehen gefeiert.

Bald stellte sich heraus, dass im Krankenhaus eine Bücherei fehlte. Auch dafür fanden sich ehrenamtliche Frauen. Zu Anfang gab es gespendete Bücher. Später konnten durch Spenden neue Bücher angeschafft werden und die Frauenhilfe finanzierte einen Bücherwagen. Seitdem gehen zweimal wöchentlich zwei Frauen durch die Stationen und fragen nach den Lesewünschen.

Renate kümmerte sich um die vielen Mitarbeiterinnen und Mitglieder des Vereins, z. B. mit Geburtstagsbesuchen. Das waren etwa 80 Personen. An ihrem 75. Geburtstag verabschiedete sich Renate aus der Arbeit der "Ev. Frauenhilfe in Ratzeburg".

Seit ihrem 80. Geburtstag sind ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten Kirchenführungen in der St. Petri-Kirche, der Besuchsdienst im Krankenhaus und Geburtstagsbesuche bei älteren Mitgliedern der St. Petri-Kirchengemeinde.

Familie

Renate Augustin ist mit Propst i. R. Hermann Augustin verheiratet. Das Ehepaar hat vier erwachsene Töchter, sechs Enkel und zwei Urenkel.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Weblinks