Ein jüdisches Gebet, das aus einem KZ überliefert ist und dort gebetet wurde:
Franz Weinmann, Apokalyptische Reiter. Seelsorgebrief aus der Verbannung [des Konzentrationslagers Dachau], Ende März 1945:
"Es bleibt ein Geheimnis Gottes, daß er gerade in dieser Zeit, wo wir das baldige Ende unserer Unfreiheit ahnen, ja, wo wir um die Wende - und wie wir hoffen um eine glückliche Wende - unseres Schicksals wissen, daß Gott gerade noch in dieser letzten Zeit, so kurz vor dem geöffneten Tor der Freiheit so viele Lebensopfer fordert. Sind es Sühneopfer? Will er Opferer, die sich unschuldig für die Schuldigen hingeben? Nur so kann ich's verstehen. Das wäre Weisheit Gottes. Das wäre größte Gnade für die Ungnädigen! Ungnade kann ja nur durch Gnade überwunden werden, Haß nur durch Liebe. Will Gott uns durch die Unschuldsopfer, die er durch die apokalyptischen Reiter holen läßt, vielleicht zeigen, daß auch wir, wenn wir bald uns zu entscheiden haben, das Gleiche tun sollen? Nämlich, daß wir Gleiches nicht mit Gleichem, Böses nicht mit Bösem vergelten? Daß wir vielmehr das Gleiche, nämlich das Böse, mit dem total Ungleichen, nämlich mit dem Guten, daß wir den Haß mit Liebe überwinden? Mit einer Liebe allerdings, die sich auch zuerst das längst zerstörte Fundament der sühneheischenden Gerechtigkeit und der gerechten Sühne schafft, um dann auf diesem Boden neu wirksam zu werden. Das wird es wohl sein. Nur so kommen wir zu einem Ende, wenn wir einen Schlußstein setzen hinter den ewigen Kreislauf von Unrecht und Vergeltung, von Untat und Rache, einen Schlußstein hinter Haß und Hölle. Und dieser Schlußstein ist ein doppelter Quader, ist uns von Gott in die Hände gegeben durch Christus und heißt: Gerechtigkeit und Liebe!" (Konrad Hofmann, Reinhold Schneider, Erik Wolf (Hrsg.): Sieger in Fesseln. Christuszeugnisse aus Lagern und Gefängnissen (Das christliche Deutschland 1933-1945, Gemeinschaftliche Reihe, Heft 1), Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 1947, S.103)
Wilhelm Halfmann, Wie sollen wir heute predigen? Rundschreiben an die schleswig-holsteinischen Geistlichen im Mai 1945, in: Kurt Jürgensen, Die Stunde der Kirche. Die Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Neumünster 1976, S. 261-263.
Martin Pörksen, Predigt auf der Vorläufigen Gesamtsynode der ev.-luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins in Rendsburg am 14. August 1945, in: Richard Quasebarth (Hrsg.), Berichte über die 3 Tagungen der Vorläufigen Gesamtsynode in den Jahren 1945-46 und die Tagung der 5. ordentlichen Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins vom 13. bis 17. Oktober 1947 in Rendsburg, Kiel: Landeskirchl. Archiv 1958.
Kurt Jürgensen: "Präses Halfmann hatte ... den Mut, ... am 28. Oktober 1945, der Redaktion des 'Kieler Kurier', der Zeitung der britischen Militärregierung, zu schreiben.
Kurt Jürgensen: "Am 31. Oktober 1945 hatte Präses Halfmann in seiner eigenen Flensburger Gemeinde - er war immer noch Pastor an der St. Marienkirche - über 'Die Kirche im deutschen Zusammenbruch' zu sprechen.
Wilhelm Halfmann [eigentlich: Heinrich Rendtorff], Sind wir schuldig? Ein Wort zum Bußtag 1945, in: Wilhelm Halfmann, Predigten, Reden, Aufsätze, Briefe. Aus dem Nachlass zusammengestellt und bearbeitet von Wilhelm Otte, Karl Hauschildt und Eberhard Schwarz, hrsg. von Johann Schmidt, Kiel 1964, S. 97-99.
Hans Asmussen, Erläuterungen zur Stuttgarter Schulderklärung. [Von der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung am 8. Dezember 1945 durch Rundschreiben den einzelnen Pröpsten zur Kenntnis gebracht.] Zitiert nach: Jürgensen, Die Stunde der Kirche ..., 1976, S. 231:
"Was bedeutet das Unrecht, das heute an unserem Volke getan wird, für das Bekenntnis unserer Schuld? Es bedeutet zunächst gar nichts. Es ändert an dem, was wir Deutschen in Polen, in Griechenland, in Holland an Bösem getan haben, nicht das geringste. Es deckt unsere Schuld an den Nichtariern in gar keiner Weise zu. Es rechtfertigt unser Schweigen und unser Mitmachen in den bösen zwölf Jahren durchaus nicht. Wohl aber ist es so, daß ein Verschweigen oder Verdecken unserer Schuld uns hindert, den Sieger auf die Seine anzureden. Die nicht bekannte Schuld verschließt uns den Mund und verschließt dem Sieger das Ohr. Ich frage Euch Amtsbrüder, die ihr gegen das Wort von Stuttgart protestiert: Hättet ihr denn den Mut, vor den Altären und auf den Kanzeln den Namen Jesu Christi anzurufen gegen Unrecht, das uns heute geschieht, wenn ihr nicht vorher diesen Namen angerufen habt um Vergebung von dem Unrecht, das wir getan haben?"
Hans Treplin, Persönlicher Brief [an die Amtsbrüder] vom August 1946 (Vervielfältigung).
[Hans Treplin], Entwurf für ein Wort der Synode an die Gemeinden: Das Vaterunser in der deutschen Not. Ein Wort der Landessynode der evangelisch-lutherischen Landeskirche Schleswig-Holstein. Rendsburg, September 1946 (unterschrieben von Juhl, Prehn, Pörksen, Torp, Treplin, Rendtorff, Steltzer, Danielsen, Tonnesen, Hildebrand; blieb auf Einspruch der englischen Militärregierung damals unveröffentlicht). Quelle: LKANK, 11.00.0, Protokolle der Landessynode (Schleswig-Holstein), Nr. 25.
Vermutlich von Wilhelm Halfmann stammen folgende Vorschläge zur Verbesserung des beanstandeten Textes:
Wilhelm Halfmann, Vergessen, Sühnen, Beichten. Vortrag auf der Evangelischen Woche Flensburg 1948 (Schriftenreihe des Landeskirchlichen Amtes für Volksmission, Heft 3), Hamburg: Reich & Heidrich 1948.
Kritik von Pastor Johann Haar am Verschweigen der "Woche der Brüderlichkeit" in Schleswig-Holstein am 23. März 1957 in der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung
Gründung eines Arbeitskreises "Kirche und Judentum" am 18. November 1957 in Kiel durch Eduard Lohse (Vorsitz) und Sigo Lehming (Schriftführer)
Landeskirchliche Presse- und Informationsstelle (Hrsg.), Bischof Halfmann und die Juden, Kiel 1960, Kopie in: LKAK 20.01 Nr. 660.
Wilhelm Halfmann, Zur Bewältigung unserer Vergangenheit, in: Glauben und Erziehen. Festgabe für Gerhard Bohne zu seinem 65. Geburtstag, Neumünster: Ihloff & Co. 1960, S. 9-19; auch in: Halfmann: Predigten, Reden, Aufsätze, Briefe ..., Kiel 1964, S. 135-142.
Hans Asmussen, Die Judenfrage ..., in: ders., Zur jüngsten Kirchengeschichte. Anmerkungen und Folgerungen, Stuttgart: Ev. Verlagswerk 1961, S. 114-119.
Gründung des Nordelbischen Arbeitskreises Christen und Juden am 3. Juni 1981 in Kronshagen (Jörgen Sontag, Bericht nach 25 Jahren, 2007)
Martin Pörksen, Warum schwieg Breklum? Auszug aus: ders., Die Breklumer Mission - trotz Krieg im Kirchenkampf, in: Wolfgang Prehn, Zeit, den schmalen Weg zu gehen. Zeugen berichten vom Kirchenkampf in Schleswig-Holstein, Kiel: Luth. Verlagsgesellschaft 1985, S. 119-127, hier S. 122 f.
Ev. Presseverlag Nord (Hrsg.), Nordelbische Kirchenzeitung 61. Jahrgang/ 20. Oktober 1985, Nr. 20: Thema "Schuld und Vergebung", Kiel: Ev. Presseverlag Nord 1985.
Kurt Jürgensen, Die Schulderklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihre Aufnahme in Schleswig-Holstein, in: Klauspeter Reumann (Hrsg.), Kirche und Nationalsozialismus. Beiträge zur Geschichte des Kirchenkampfes in Schleswig-Holstein, Neumünster 1988, S. 381-406.
Hans Rempel, Die Fragen nach Schuld, Mitschuld oder Haftung (vor 1990), in: ders., Mit Gott über die Mauer springen. Vom mennonitischen Bauernjungen am Ural zum Kieler Pastor. [Postum] herausgegeben von Hans-Joachim Ramm, Husum: Matthiesen 2013, S. 233-238; 242-244; 405; 415 f.; darin S 412 f.:
Heinz Eduard Tödt, Versagen und Bewährung - Schuld und Verhängnis (1990), in: ders., Komplizen, Opfer und Gegner des Hitlerregimes. Zur "inneren Geschichte" von protestantischer Theologie und Kirche im "Dritten Reich". Hrsg. von Jörg Dinger und Dirk Schulz, Gütersloh: Chr. Kaiser 1997 [postum], S. 383-392.
Axel Schildt, "Jetzt liegen alle großen Ordnungs- und Gesittungsmächte zerschlagen im Schutt". Die öffentliche Auseinandersetzung mit dem "Dritten Reich" in Schleswig-Holstein nach 1945 - unter besonderer Berücksichtigung von Stellungnahmen aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche, in: ZSHG 119 (1994) 261-276.
Klauspeter Reumann, Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein von 1933 bis 1945, in: Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Bd. 6,1: Kirche zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung, Neumünster 1998, S. 111-451, darin: Die Rezeption der Stuttgarter Schulderklärung (S. 412-421).
Johann Claussen, Licht, das in die Augen sticht, in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt 2/1999, S. 24.
Klauspeter Reumann, Halfmanns Schrift "Die Kirche und der Jude" von 1936, zuerst in: Verein für Schleswig-Holsteinische Geschichte (Hrsg.): 100 Jahre Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte (Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Reihe II, Band 48), Neumünster 1996; jetzt in: Annette Göhres, Stephan Linck, Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirchen, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel, Bremen: Edition Temmen 2003, S. 147-161.
Sönke Zankel, Die Bekennende Kirche und die "Judenfrage": Der Radikalantijudaismus des Wilhelm Halfmann. In: Niklas Günther und Sönke Zankel (Hg.): Die Theologie zwischen Kirche, Universität und Schule. Festschrift für Klaus Kurzdörfer, Kiel 2002, S. 52-66 (eine überarbeitete Fassung ist online einsehbar: hier).
Günter Hirsch: Ansprache des Präsidenten des Bundesgerichtshofs beim Festakt aus Anlass des 100. Geburtstags von Hans von Dohnanyi am 8. März 2002 in Karlsruhe (online auf bundesgerichtshof.de).
Jörgen Sontag, "Aber das Wort sagten sie nicht!" Die mühsamen Schritte der evangelischen Kirche zur Anerkennung ihrer Mitschuld an der Judenverfolgung, in: Annette Göhres, Stephan Linck, Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirchen, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel, Bremen: Edition Temmen 2003, 22004, S. 229-253.
Klauspeter Reumann, "... Filialen der jüdischen Synagoge". Zur Entstehung von Wilhelm Halfmanns "Die Kirche und der Jude" 1936, in: Grenzfriedenshefte, H. 3, Flensburg 2004, S. 163-178.
Rolf Bossi: Halbgötter in Schwarz. Deutschlands Justiz am Pranger, Frankfurt am Main: Eichborn 2005, S. 201 ff: Furchtbare Juristen vor und nach 1945 (Auszüge online).
Hanna Lehming, Antisemitismus in der Kirche - wie kam es dazu? Schleswig-holsteinische Theologen in der NS-Zeit, in: Hansjörg Buss, Annette Göhres, Stephan Linck, Joachim Liß-Walther (Hrsg.): "Eine Chronik gemischter Gefühle". Bilanz der Wanderausstellung 'Kirche Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945', Bremen: Edition Temmen 2005, S. 271-280.
Christina Semper, Das Verhältnis der Bekennenden Kirche zum Judentum in Schleswig-Holstein am Beispiel Wilhelm Halfmanns, in: Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages (Hrsg.), Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung im Landtag 2005 (Schriftenreihe des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Heft 7), Kiel 2006, S. 103-113.
Stephan Linck, "Fehlanzeige". Wie die Kirche in Altona nach 1945 die NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum aufarbeitete, Hamburg: Kirchnkreis Altona 2006.
Klauspeter Reumann, Die Rezeption der Stuttgarter Schulderklärung, in: ders., Kirchenkampf als Ringen um die "Mitte". Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins, in: Manfred Gailus/ Wolfgang Krogel, Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche im Nationalen. Regionalstudien zu Protestantismus, Nationalsozialismus und Nachkriegsgeschichte 1930 bis 2000, Berlin: Wichern 2006, S. 29-58, hier S. 54-57.
Hanna Thorbeck: Ohne Erinnerung keine Versöhnung, in: WeiterGehen 2007. Texte zum Nachdenken für jeden Tag, Lahr: Kaufmann Verlag 2006.
Sönke Zankel, "Ich kann die christlich-jüdische Verbrüderung unter Eliminierung der Theologie nicht mitmachen". Bischof Halfmann und der christliche Antijudaismus in den Jahren 1958-1960. In: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein. 21 (2010), S. 123-138 (online einsehbar: hier).
Stephan Linck, Pastor Johann Haar und die Vorgeschichte des christlich-jüdischen Dialogs in der schleswig-holsteinischen Landeskirche, in: Bernd Gaertner/Joachim Liß-Walther (Hrsg.), Aufbrüche. Christlich-jüdische Zusammenarbeit in Scheswig-Holstein nach 1945. Eine Festschrift, Kiel: Steinkopf 2012, S. 190-197.
Stephan Linck, Neue Anfänge? Der Umgang der Evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien, Band 1: 1945-1965, Kiel 2013.
Harald Richter, Hinabgestiegen in das Reich des Todes. Das Konzentrationslager, Pastor Meyer und kirchliche Gedenkstättenarbeit in Ladelund, Hannover: Luth. Verlagshaus 2014.
Karl Ludwig Kohlwage, Manfred Kamper, Jens-Hinrich Pörksen (Hrsg.): "Was vor Gott recht ist". Kirchenkampf und theologische Grundlegung für den Neuanfang der Kirche in Schleswig-Holstein nach 1945. Dokumentation einer Tagung in Breklum 2015. Zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Hinz und Simeon Schildt in Zusammenarbeit mit Peter Godzik, Johannes Jürgensen und Kurt Triebel, Husum: Matthiesen Verlag 2015. (Kommentar von Harald Richter, Ladelund)
Stephan Linck, Neue Anfänge? Der Umgang der evangelischen Kirche mit der NS-Vergangenheit und ihr Verhältnis zum Judentum. Die Landeskirchen in Nordelbien, Band 2: 1965-1985, Kiel: Lutherische Verlagsgesellschaft 2016.
Johannes Jürgensen, Biblische Anregungen zum Umgang mit der Schuld anderer, Beitrag 2016.
Johannes Jürgensen, Schuld und Versöhnung im Prozess der Neuordnung unserer Kirche, Vortrag am 6. März 2017 in Breklum. Abgedruckt in: Karl Ludwig Kohlwage, Manfred Kamper, Jens-Hinrich Pörksen (Hrsg.): "Was er euch sagt, das tut!" Der Wiederaufbau der schleswig-holsteinischen Landeskirche nach dem Zweiten Weltkrieg. Dokumentation einer Tagung in Breklum 2017. Zusammengestellt und bearbeitet von Peter Godzik, Rudolf Hinz und Simeon Schildt, Husum: Matthiesen Verlag 2018, S. 73-78.
Stephan Linck, Unschuldig schuldig? Der kirchliche Umgang mit der NS-Vergangenheit. Vortrag am 10. April 2017 in der Christ-König-Kirche (Hamburg-Lokstedt) (Onlinefassung).
Peter Godzik: Zwei theologische Probleme im Umgang mit der Schuld nach 1945. Gesichtspunkte für eine kritische Diskussion, aufgeschrieben im Oktober 2021.