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Unter den Überschriften "Die Stunde der Kirche" (S. 427-436) und "Drei Jahre später" (S. 437-445) berichtet Hans Rempel in seinem Buch "Mit Gott über die Mauer springen. Vom mennonitischen Bauernjungen am Ural zum Kieler Pastor" (postum herausgegeben von Hans-Joachim Ramm im Matthiesen Verlag Husum 2013) von den Aufgaben und Möglichkeiten der Kirche in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel von Geesthacht-Düneberg und Kiel.

Synodalausschuss (Hrsg.), Gemeindebuch Kiel, Stuttgart: Ev. Verlagswerk 1952, darin:

  • Propst D. Asmussen DD: Zum Eingang (S. 5)
  • Propst D. Asmussen DD: Die Kirche Kiels gestern und heute (S. 6-14)
  • Pastor Thoböll: Die Kieler Kirche im zweiten Weltkrieg (S. 15-21)
  • Dr. Hans Thode: Wiederaufbau (S. 22-27)
  • Geschäftsführerin Magda Speetzen: Unsere Frauenarbeit (S. 28-31)
  • Pastor Scharrenberg: Unsere Männerarbeit (S. 32-35)
  • Pastor Kraft: Unsere Jugendarbeit (S. 36-43)
  • Pastor Dr. Jensen: Zusammenklang der Arbeit (S. 44-46)
  • Pastor Plath: Hilfswerk und Innere Mission (S. 47-54)
  • Pastor Heilmann: Kirchenmusik und Liturgie (S. 55-58)
  • Pastor Scharrenberg: Unsere kirchlichen Friedhöfe (S. 59-63)
  • Kirchenamtmann Struve: Im Dienst der kirchlichen Verwaltung (S. 64-66)
  • Synodalgeschäftsführer Raabe: Die Propstei und ihre Kirchengemeinden (S. 67-70)

Nachwirkungen

Neue Anfänge nach der Zeit des Nationalsozialismus in der Ev.-luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins

1. Gemeinde-Kinderarbeit

Juni 1945 Gründung eines Katechetischen Seminars zur Ausbildung von Gemeindehelferinnen (⇒ eigene Seite). Gründung von Kindergruppen in vielen Gemeinden. Kindernachmittage mit Kinderbibeln, Kinderliedern und -spielen

2. Gemeinde-Jugendarbeit mit Bibelstunde und Freizeitgestaltung (⇒ eigene Seite)

Ausbildung von Diakonen zur Jugendarbeit, Aufbau eines Landesjugendpfarramtes auf dem Koppelsberg, Treffen und Schulung von Mitarbeitern/innen, Freizeiten, Landesjugendtreffen

3. Gemeinde-Frauenhilfen (⇒ eigene Seite) und Propstei-Hilfswerke (⇒ eigene Seite)

Zur Verteilung der Lebensmittel- und Bekleidungshilfen der Auslandskirchen, zur Sammlung des Diakoniegroschens in der Gemeinde, zur Versorgung und Integration (⇒ eigene Seite) der Millionen von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus Ostdeutschland in unsere Gesellschaft.

4. Ein Theologiestudium an den Universitäten bei den Schülern von Barth, Bultmann und den Weggefährten von Bonhoeffer mit sehr vielen Kriegsteilnehmern und Abiturienten. Schwerpunkte des Studiums wurden: Altes und Neues Testament - Hermeneutik, Theologiestudium als Vorbereitung auf die biblische Verkündigung. Daneben als neue Schwerpunkte der Theologie: christliche Sozialethik und Friedensethik

5. Kirchentage auf Bundes- und Landesebene - geleitet von Laien, nicht von Bischöfen. Biblische Losungen als Zeitansagen. Jeder Tag beginnt mit ausführlicher Bibelarbeit von bekannten Laien und auch Theologen. Das Singen und Aneignen neuer christlicher Lieder - z.B. von Gospel-Songs. Die Diskussion aktueller Entwicklungen in Politik und Gesellschaft. (⇒ eigene Seite)

6. Wichtige aktuelle Beiträge der Kirche (⇒ eigene Seite) zur Politik:

a. die Ostdenkschrift mit der zentralen biblischen Botschaft der Versöhnung, die Entstehung vieler Friedensgruppen in der Kirche

b. Kirchliche Gruppen und biblische Texte zur Pflege und Bewahrung der Schöpfung als Beitrag der Kirche zu einer notwendigen neuen Umweltpolitik

7. Neue umfangreiche Einrichtungen der Diakonie für Behinderte als Antwort auf die Ausgrenzung und Tötung der Behinderten in der Zeit des Nationalsozialismus: z.B. Aufbau von Werkstätten für Behinderte zur Teilhabe der Behinderten an der Ausbildung, am Arbeitsleben und an der Freizeitgestaltung. Aufbau von Berufsbildungswerken für Hörgeschädigte usw. ...

8. Aufbau von flächendeckenden Partnerschaften der Gemeinden und Landeskirchen in Westdeutschland mit Gemeinden und Landeskirchen in Ostdeutschland nach der politischen Teilung Deutschlands in Ost und West - ein historischer Beitrag der Kirchen zur Einheit Deutschlands.

9. Aufbau von Sozialpfarrämtern (⇒ eigene Seite) zur Förderung der zunehmenden Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Kirche, Zusammenarbeit der Kirche mit Gewerkschaften, Entwicklung eines neuen kirchlichen Arbeitsrechts, eigenständig kirchlich und doch in Kooperation mit den Gewerkschaften - der sogenannte zweite Weg im Arbeitsrecht.

10. Fortsetzung der in der Zeit der Bekennenden Kirche gewachsenen ökumenischen Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche und den Freikirchen. Entstehung von dauerhaften ökumenischen Arbeitsgruppen und gemeinsamen Veranstaltungen. Die Vereinbarung zwischen evangelisch-lutherischer Kirche und katholischer Kirche zur wechselseitigen Anerkennung der Taufe und die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. (⇒ eigene Seite)

Zwei Jahrhundert-Neuanfänge der ev.-luth. Kirche in Deutschland:

11. Volle Teilhabe der Frauen an allen Ämtern und Leitungsaufgaben in der evangelisch-lutherischen Kirche (⇒ eigene Seite)

12. Universalisierung der Nächstenliebe zu allen Geschöpfen Gottes weltweit. Gründung von Brot für die Welt und vom Kirchlichen Weltdienst. Aufbau weltweiter kirchlicher Partnerschaften und Zusammenarbeit im Weltrat der Kirchen und in internationalen Zusammenschlüssen. Überwindung von Kolonialismus und nationalistischem Hochmut

Ausblick auf gegenwärtige Neuanfänge in unserer Kirche:

13. Gründung und Leitung von Gruppen christlicher Pfadfinder in Ortsgemeinden durch Gemeindepastoren und von ihnen angeleitete Jugendliche

14. Gründung einer "Diakonischen Gemeinschaft" als geistliches Zentrum in der Mitarbeiterschaft der ev.-luth. Diakonissenanstalt in Flensburg - nach zweijähriger nebenamtlicher diakonischer Zusatzausbildung und anschließender Einsegnung (⇒ eigene Seite)

Jens-Hinrich Pörksen

Nachtrag aus der Sitzung des Arbeitskreises am 26. Mai 2016: Weitere Früchte aus der Erfahrung des Kirchenkampfes: