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[1] Üblich war die Bezeichnung "BK", obwohl später die Bekennende Kirche die gleichen Buchstaben als Abkürzung nutzte.

[2] Schmidt gehört zu den Vikaren, die Landessuperintendent Lange im Oktober 1935 ordiniert hat, nachdem sie ihre 2. Theologische Prüfung vor einer Kommission der Bekennenden Kirche abgelegt hatten. Dagegen Johann Bielfeldt: "Am 26. Oktober 1935 wurde Schmidt zusammen mit seinen Freunden in der Alten Kirche in Harburg von dem hannoverschen Landesbischof Marahrens ordiniert." (Johann Bielfeldt: Der Kirchenkampf in Schleswig-Holstein 1933-1945, Göttingen 1963, S. 117)

[3] Z. B. am 23.6.1935 in Husby, zusammen mit Wester und Herntrich.

Wolfgang Prehn (1904-1996)

Wolfgang Prehn wird am 6. November 1904 in Altona geboren. Sein Vater ist Kapitän, stirbt aber schon 1916. Seine Mutter muss allein für sechs Kinder sorgen; Wolfgang ist der zweitjüngste. Mit zehn Jahren entdeckt er den Kindergottesdienst in der nahen Christianskirche, wo Hans Treplin Hilfsgeistlicher ist. Als der 1916 nach Hanerau-Hademarschen wechselt, bricht der Kontakt zur Kirchengemeinde wieder ab. Als Prehn das altsprachliche Gymnasium Christianeum besucht, überredet ihn Mitschüler Meno Hach, zu Treffen des Schülerbibelkreises (BK[1]) mitzukommen, den der junge Pastor Fritz Engelke, der 1934 die Leitung des Rauhen Hauses übernehmen wird. Durch ihn habe er, so sagt Prehn später, die Bibel schätzen gelernt.

Im Revolutionsjahr 1918 bricht Prehn gegen den Willen seiner Eltern den Besuch des Gymnasiums ab. Weil er in einem "Schülerrat" mitgewirkt hat, will er nach dessen Auflösung nicht mehr die Schulbank drücken und erlernt den Beruf eines Versicherungskaufmanns. Später wird ihm dennoch die Möglichkeit eröffnet, die Reifeprüfung nachzuholen - den Privatunterricht muss er selbst bezahlen.

Bis zu Beginn seines Studiums (1928) übernimmt Prehn ehrenamtlich die Leitung des örtlichen Schülerbibelkreises. Hier lernt er den acht Jahre jüngeren Gymnasiasten Otto von Stockhausen kennen. Gruppenleiter Prehn habe sich ihm gegenüber "wie ein Vater" verhalten, erzählt er später, der im Alter von zwei Jahren seinen Va­ter verloren hat.

Prehn lernt als BK-Gruppenleiter viele der Männer und Frauen kennen, die während der NS-Zeit seine Weggenossen werden. Auf diese Weise begegnet er seinem späteren Schwiegervater Propst Heinrich Langlo in Eckernförde und lernt dessen Tochter Hedda naher kennen. In der Jugendarbeit dieser Jahre wachsen die Beziehungen zu Reinhard Wester und Martin Pörksen, seinem späteren Schwager. Man trifft sich seit 1928 beim Himmelfahrtstreffen am Bistensee.

Während seines Studiums macht er als AStA-Vorsitzender in Tübingen erste grundlegende Erfahrungen mit dem späteren Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Im Herbst 1931 macht er sein 1. Theologisches Examen und wird Vikar bei Pas­tor Johannes Lorentzen, der bald sein Weggenosse in der Bekennenden Kirche unseres Landes wird. Nach dem 2. Theologischen Examen wird er der Nachfolger Reinhard Westers als Landesjugendpastor unserer Kirche.

Zwei Wochen nach seiner Ordination heiratet Prehn am 11. November 1932 Hedda Langlo. Als Jugendpastor kommt es bald nach dem 30. Januar 1933 zu Konflikten mit den Konsistorialräten Nicolaus Christiansen und Christan Kinder, die nicht nur das Landeskirchenamt, sondern auch die Jugendarbeit der Kirche auf DC-Kurs bringen wollen. Ein Jahr lang dauern diese Auseinandersetzungen, die hier nicht geschildert werden können, bis Ende 1933 Reichsbischof Müller die evangelische Jugend in die Hitlerjugend eingliedert. Prehn verliert damit seine Aufgabe als Landesjugendpas­tor und wechselt in die Gemeindearbeit in St. Peter-Ording. Sein Nachfolger wird Max Ehmsen.

Die Jugendarbeit der Bekennenden Kirche leitet Prehn weiterhin kommissarisch. Als Gemeindepastor in St. Peter-Ording lädt er schon im Sommer 1934 Jugendliche zu einem Ferienlager in seiner Gemeinde ein. Die Zelte stehen in seinem Garten. Bei der Programmgestaltung muss man sich an das halten, was der Eingliederungsvertrag festlegt. Nur "Wortverkündigung" ist erlaubt. Morgens und abends trifft man sich zu Andachten. Tagsüber gibt es Bibelarbeiten. Sport und Spiele dürfen nur unter der Regie von HJ-Funktionären stattfinden. Prehn berichtet, dass es hin und wieder Kontrollen gegeben habe. Wenn es Kritik gegeben habe, habe er erklärt, die Jugendlichen seien seine persönlichen Gäste. Die Verantwortung für die Jugendar­beit der Bekennenden Kirche wird 1935 Johann Schmidt übertragen.[2]

Von St. Peter aus beteiligt sich Prehn an weiteren Vorhaben der Bekennenden Kir­che. Als Redner tritt er bei Veranstaltungen der Bekenntnisgemeinschaft auf.[3] Im Vorlauf zu einem "Gemeindetag" in Rendsburg am 3. Advent (16.12.1934) finden zur Vorbereitung in einigen Städten Veranstaltungen statt. In Kiel tritt Prehn zusammen mit Prof. Kurt Dietrich Schmidt bei einem "Werbeabend" im Colosseum auf. 1935 kommt eine Anfrage aus Dortmund, ob er dort ein Gemeindepfarramt übernehmen könne. Prehn lehnt ab, weil er seine Gemeinde nicht schon nach einem Jahr wieder verlassen will und weiterhin im Landesbruderrat mitarbeiten möchte. Hier hat er u.a. die Aufgabe eines Kassenwarts. Als Wester Juli 1935 den Vorsitz im Lan­desbruderrat an Tramsen abgibt, wandert das Büro des Landesbruderrats von Westerland nach St. Peter.

Kurz nach Kriegsausbruch wechselt Prehn an die St. Petri-Kirche in Flensburg (Oktober 1939). Hier ist Inhaber einer anderen Pfarrstelle sein Klassenkamerad Meno Hach, der ihn überredet hatte, den Schülerbibelkreis in Altona zu besuchen. Gelockt haben mag ihn auch, dass an St. Marien in Flensburg Wilhelm Halfmann eine Pfarrstelle hatte, dem er im Landesbruderrat besonders verbunden war - auch wenn beide sehr unterschiedliche Temperamente hatten.

Prehn berichtet, Halfmann habe ihn sehr bald nach Kriegsende darum gebeten, das Amt des Jugendpastors wieder zu übernehmen. Er habe das abgelehnt, weil er sich für zu alt gehalten habe. Er schlägt stattdessen Otto von Stockhausen vor, den er aus gemeinsamen Zeiten in Altona gut kennt. Beide haben etwa gleichzeitig - vor und nach der Jahreswende 1939/1940 - ihre derzeitigen Pfarrstellen übernommen; Otto von Stockhausen als Berufsanfänger in Havetoft. In den Kriegsjahren hat Prehn seinen jüngeren Amtsbruder in Havetoft oft vertreten. Allerdings ist sein Kandidat aus dem Krieg noch nicht heimgekehrt.

Halfmann ist von der vorgeschlagenen Personalentscheidung nicht unbedingt überzeugt, denn Otto von Stockhausen hatte bei seinem Examen einige Schwächen gezeigt. Doch Prehn kennt die Stärken seines "Sohnes", nicht nur aus früheren Jahren. Bei Besuchen in Havetoft hat er erfahren, wie der Gemeindepastor andere für die Mitarbeit gewinnen konnte. Diese Gabe wird jetzt gebraucht.

Im September 1945 lädt Prehn einige Personen zu sich ins Flensburger Pastorat St. Petri II (Turnerberg) ein, um eine Neugründung des Landesjugendpfarramtes vorzubereiten. Er selbst bleibt im Hintergrund, übernimmt als "Beauftragter" die Rolle eines Verbindungsmannes zwischen Kirchenleitung und Jugendpfarramt, leitet in dieser Funktion die Jugendkammer der Landeskirche. Er behält diese Aufga­be, als er 1947 in Husum Propst wird. Er gibt sie erst ab, als er zehn Jahre später die Leitung des Rauhen Hauses in Hamburg übernimmt und damit ein später Nachfol­ger Fritz Engelkes wird, der ihn in seiner Jugendzeitzeit an den Abenden der Schülerbibelkreise begeistert hatte.

Johannes Jürgensen

Aus: Karl Ludwig Kohlwage, Manfred Kamper, Jens-Hinrich Pörksen (Hrsg.): "Was vor Gott recht ist". Kirchenkampf und theologische Grundlegung für den Neuanfang der Kirche in Schleswig-Holstein nach 1945. Dokumentation einer Tagung in Breklum 2015. Zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Hinz und Simeon Schildt in Zusammenarbeit mit Peter Godzik, Johannes Jürgensen und Kurt Triebel, Husum: Matthiesen Verlag 2015, S. 209 ff.

Vgl. dazu auch: Joachim G. Vehse, Das Jugendpastorat für Schleswig-Holstein und die Auseinandersetzungen um die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend 1933/1934, in: Klauspeter Reumann (Hrsg.), Kirche und Nationalsozialismus. Beiträge zur Geschichte des Kirchenkampfes in den evangelischen Landeskirchen Schleswig-Holsteins, Neumünster: Karl Wachholtz 1988, S. 247-306.