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Christian Chalybaeus

Christian Chalybaeus (1876-1958)

Christian Chalybaeus wurde 1876 als Pastorensohn in Bordesholm geboren. Er wurde 1903 in Flensburg ordiniert und wechselte 15 Jahre später in die Kirchengemeinde Nienstedten bei Hamburg. Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft kam es zunehmend zu Angriffen der NSDAP gegen Chalybaeus. Dieser versäumte es im Juli 1933, bei der Trauung eines hochrangigen Nationalsozialisten, an der der damalige Ministerpräsident Hermann Göring teilnahm, die Kirche mit Hakenkreuzfahnen zu dekorieren. Daraufhin warf man ihm "passiven Widerstand" vor und es kam zu stärker werdenden Übergriffen gegen den Pastor, bis ihm schließlich im Januar 1934 die Scheiben eingeworfen wurden.

Der zuständige Propst schrieb über Chalybaeus, dass er "langsamer als andere eine offen bejahende Stellung zum 3. Reich fand" und dass "der Pastor es nicht versteht, volkstümlich zu predigen". Daraufhin wurde Pastor Chalybaeus zum 1. Juli 1934 nach Kiel, Gemeinde Ansgar-West, versetzt.

Das erste Schriftstück in der Personalakte Chalybaeus über seine Gemeindearbeit in Kiel stammt vom Oktober 1938. Es ist ein Schreiben der Geheimen Staatspolizei. Diese ermittelte gegen Chalybaeus, da ihn seine Konfirmanden denunziert hatten. Er hatte im Konfirmandenunterricht die Unfehlbarkeit des "Führers" in Frage gestellt. Die Gestapo teilte dem Landeskirchenamt mit, dass Chalybaeus "im Wiederholungsfall staatspolizeiliche Maßnahmen angedroht" wurden.

1939 taucht der Name Chalybaeus auf einer Liste der Kontaktstellen des Büros Grüber auf. Pfarrer Grüber organisierte seit 1938 die Unterstützung von evangelischen Christen jüdischer Herkunft bei der Auswanderung (für jüdische und katholische Verfolgte gab es schon länger solche Hilfsstellen). Er hatte hierfür regionale Kontaktstellen in vielen Landeskirchen. Belege für eine konkrete Unterstützungstätigkeit der Verfolgten durch Chalybaeus konnten bisher nicht gefunden werden. Entweder wurde seine Unterstützung nicht angefordert oder er vermied aus guten Gründen die Schriftlichkeit. In jedem Fall stand er mit seinem Namen für die Unterstützung Verfolgter.

Annette Göhres, Stephan Linck, Joachim Liß-Walther (Hrsg.): Als Jesus "arisch" wurde. Kirchen, Christen, Juden in Nordelbien 1933-1945. Die Ausstellung in Kiel, Bremen: Edition Temmen 2003, S. 82.